Christof Bleckmann verlässt die Kirchengemeinde Langenfeld und wird ab 15.5.2020 Pfarrer in Solingen-Ketzberg. Ein Verabschiedungsgottesdienst mit Superintendent Gert-René Loerken war für 10.5.2020 geplant, kann aber wegen der Auflagen, Abstand zu halten, leider nicht stattfinden.
In der Reusrather Pfarrstelle bleibt Pfarrerin Annegret Duffe, die Ehefrau von Christof Bleckmann. Seit 1997 teilte sich das Pfarrehepaar die Stelle an der Martin-Luther-Kirche. Das Presbyterium hat Dienstumfang von Pfarrerin Duffe auf 100 % erhöht.
Dazu sagt die Vorsitzende des Presbyteriums Karin Seitz:
Wir verlieren mit Pfarrer Christof Bleckmann einen guten, klassischen Gemeindepfarrer, der mit großem Engagement und viel Herzblut seit 25 Jahren in unserer Gemeinde aktiv war. Nach Vikariat und Ordination in Langenfeld wurde er, zusammen mit seiner Frau, Pfarrerin Annegret Duffe in die Pfarrstelle in Reusrath gewählt. Die beiden waren auch durch die Wohnnähe bedingt, mehr oder minder rund um die Uhr für die Gemeindeglieder und Nutzer des Gemeindehauses ansprechbar. Pfarrer Christof Bleckmann hat lange Jahre die Jugendarbeit am Gemeindezentrum Martin Luther Kirche organisiert und sich um Fördergelder für die Jugend und das Gemeindezentrum gekümmert. Unter anderem war ihm die Beteiligung der Gemeinde am internationalen Kinder- und Jugendfest zu verdanken. Auch die Begleitung der Kinder und Jugendlichen der Virneburgsschule war ihm immer ein besonderes Anliegen.
Christof Bleckmann war federführend bei der gemeindeeigenen Internetseite und ein tatkräftiger Unterstützer des Fördervereins des Gemeindehauses. Ich weiß, dass er oft am Ende des Tages noch nach dem Rechten gesehen hat. Dabei war ihm die Zusammenarbeit mit Stadt, Vereinen und Gruppen, die in Langenfeld und besonders in Reusrath aktiv sind, immer sehr wichtig. Ich danke, im Namen des Presbyteriums, Pfarrer Christof Bleckmann für die vielen Jahre, die er sich, immer empathisch und korrekt, um die Anliegen seiner Gemeindeglieder gekümmert hat. Dabei war er immer bereit auch neue Wege zu gehen, viele von uns haben das Tauffest im Freizeitpark Langfort, die Tauffeste um die Martin-Luther-Kirche oder die Gottesdienste im Pferdesportzentrum Gut Langfort, die er maßgeblich vorbereitet hat, in guter Erinnerung. Wir werden ihn vermissen, wissen aber auch, dass seine Frau, Pfarrerin Annegret Duffe, vieles davon auffangen und übernehmen wird.
Ich wünsche Christof Bleckmann einen herzlichen Empfang in seiner neuen Gemeinde, in der er hoffentlich seine Gaben voll entfalten kann und seine Hoffnungen sich erfüllen werden. Wir wünschen Pfarrer Bleckmann viel Erfolg und Gesundheit und beglückwünschen die Gemeinde Ketzberg zu einem tollen Pfarrer.
Zum Abschied: ein Interview mit Rückblick auf 27 Jahre
Frage: Wie sind Sie nach Langenfeld gekommen?
Bleckmann: Am 1.4.1993 wurde ich Vikar bei Pfarrer Uwe Schmidtmann. Er hat mir beigebracht, Menschen in ihrer Lage zu sehen und ernst zu nehmen. Bei ihm und auch bei Pfarrer Ulrich Bicker lernte ich, was mich besonders interessierte: Grundfunktionen wie Gottesdienst, Unterricht, Seelsorge.
Frage: Wann sind Sie Pfarrer in Reusrath geworden?
Bleckmann: Mitte 1997, unser zweites Kind war gerade geboren. Zuvor war ich an der Johanneskirche im Probedienst. Damals konnte ich mit einem tollen Team Krabbelgottesdienste und gesamtgemeindliche Gottesdienste im Freizeitpark Langfort machen.
Frage: Was waren Ihre Schwerpunkte an der Martin-Luther-Kirche?
Bleckmann: In der Jugendarbeit habe ich mich für offene Treffpunkte, Ehrenamtliche, FSJler, Pfadfinder und Projekte wie „Sand in Sicht“ engagiert, bin mit Konfis auf Jugendcamps gefahren, habe viele Jahre beim Internationalen Kinder- und Familienfest mitgemacht und Kinderferienprogramme geleitet, bis jüngere Leute das übernahmen. In der Gemeindearbeit mit Menschen mit Behinderungen habe ich beeindruckende Menschen kennengelernt; auch vor den Angehörigen hatte ich immer größten Respekt. Und die Arbeit mit Familien mit kleinen Kindern hat mir gut gefallen. Der „Familiensonntag“ brachte eine wunderbare Gruppe zusammen. Schulgottesdienste und Besuche bei Senioren und im Krankenhaus sind Dienste, die mir selbst immer viel gegeben haben. Ich war, wo immer dies in Augenhöhe ging, auch gern ökumenisch tätig, seit Beginn vor 17 Jahren in der Notfallseelsorge. Öffentlichkeitsarbeit hatte mich interessiert, seit ich als Jugendlicher für die Kirchenzeitung „Der Weg“ schrieb. Als es den Gemeindebrief noch monatlich gab, habe ich ihn sieben Jahre lang sehr gern gestaltet. Zuletzt habe ich an der Webseite mitgearbeitet. Die Arbeit mit Senioren als Teil der Erwachsenenbildung habe ich in den letzten Jahren verstärkt und gern gemacht, ZWAR und der i-Punkt sind die jüngsten Projekte.
Frage: Was werden Sie vermissen?
Bleckmann: Langenfeld ist eine interessante Stadt, in der das Mitmachen der Bürgerinnen und Bürger, der Vereine und eben auch der Kirchengemeinden sehr willkommen ist. Ich konnte lange im Jugendhilfeausschuss, später auch im Beirat der Forensik der LVR-Klinik und zuletzt im Arbeitskreis „Leben im Stadtteil“ mitwirken. Diese Partnerschaften mit der Stadtverwaltung und anderen sozialen Playern fand ich immer herausfordernd und inspirierend, auch die Beteiligung am Kultur-Projekt „Europa in Langenfeld“.
In der Gemeinde nehme ich Abschied von unzähligen großartigen Persönlichkeiten: Gemeindemitglieder, die ihr Christsein im Alltag überzeugend leben, Mitarbeitende im Haupt- und Ehrenamt, mit denen mich der Spaß am Engagement für andere verbindet, Kolleginnen und Kollegen, denen ich vertrauen konnte und die mich z.B. vertreten haben, als ich einmal länger krank war. Dafür bin ich sehr dankbar.
Die beste Kollegin der Welt, ebenso die beste Ehefrau von allen, ist Annegret Duffe. Mir ihr die Pfarrstelle zu teilen war phantastisch. Diese Zusammenarbeit werde ich vermissen.
Frage: Was war schwierig?
Bleckmann: Es gab Trauerfälle, die ich nicht vergesse. In der Gemeindearbeit ist nicht alles gelungen. Manche Ideen bekamen keine Kraft. Aber es gab auch Krisen, an denen wir wachsen mussten. Die Schließung des Reusrather Gemeindehauses hatte das Presbyterium nur sechs Jahre nach meinem Dienstantritt völlig überraschend beschlossen. Sofort hatte sich dann der Förderverein gebildet. Er sichert seitdem den Erhalt und gibt der Gemeindearbeit in Reusrath sehr viel Kraft. Das ist ein Zeichen von Verantwortung in Krisenzeiten, das es an vielen Stellen bräuchte.
Frage: Warum gehen Sie weg von Langenfeld?
Bleckmann: Meine Frau und ich teilten die Pfarrstelle. Das war gut, solange die Kinder klein waren. Inzwischen sind alle vier groß, und wir können und möchten mehr arbeiten. Meine Frau kann aufstocken und zu 100 % Pfarrerin in Langenfeld sein. Ich hatte drei Teil-Dienste: Seit zehn Jahren war ich geringfügig in der Öffentlichkeitsarbeit des Superintendenten beschäftigt und habe u.a. Großveranstaltungen für den Kirchenkreis organisiert. Seit sieben Jahren gab ich auch noch einige Stunden Religionsunterricht an der Gutenberg- und jetzt an der Kopernikus-Realschule. Überall habe ich großartige Kollegien und in der Schule auch Schülerinnen und Schüler erlebt, die zuweilen pädagogisch herausfordernd, aber nie langweilig waren. Aber in der Summe war diese Dreiteilung meines Dienstes doch zu viel. Gut, dass ich mich in Solingen auf ein Arbeitsfeld konzentrieren kann, das mir nun einmal am meisten liegt: die Gemeindearbeit. Und mit 55 Jahren noch einmal etwas Neues zu beginnen…also mich begeistert auch das!
Statement Pfarrer Christof Bleckmann
Was war mir wichtig? Einige Schlaglichter auf meine Lieblingsthemen:
Arbeit mit Menschen mit Behinderungen: Wo der Intellekt nicht hilft, hilft das Gefühl und die Kommunikation mit Herzen, Mund und Händen. So verschieden wir sind, so ähnlich sind unsere elementaren Bedürfnisse nach Sicherheit, Freude und Gemeinschaft. Barrierefreiheit hat mehr mit dem Denken als mit Treppenstufen zu tun und betrifft mehr als nur Menschen mit Behinderungen.
Öffentlichkeitsarbeit: Als Kirchenmenschen haben wir eine Bringschuld: Wir müssen darstellen, was die Kirche aus ihren Möglichkeiten macht. Das interessiert auch die unserer Mitglieder, die selten zu unseren Veranstaltungen kommen. Wir sind öffentlich Kirche - das verlangt unsere Botschaft und schützt uns vor Sektierertum.
Religionsunterricht: Junge Menschen setzen sich kritisch mit ihrer noch zu entdeckenden christlichen Tradition auseinander. Evangelisch sein heißt, selber zu denken. Das emanzipiert von (niemals unabhängigen) Influencern.
Gemeinde: Gemeinde ist ein Biotop des Glaubens. Glaube entsteht meist durch menschliche Nähe und Vertrauen. Festzeiten und Alltag verlangen liebevolle Gestaltung. Es gibt keine unterschiedliche Wertigkeit von "Kern-" und "Randgemeinde". Wenn Menschen ihre Gemeinde brauchen, sollen sie eine gute Erfahrung machen.
Gottesdienst: Es braucht nur die Bibel und Menschen, die sich dafür interessieren. Kein Event, sondern Einladung zu Gottes Fest. Musik ist wunderbar, geht vom Ohr direkt ins Herz. Die Sprache im Gottesdienst ist alltagstauglich, tastend, öffnet mehr als dass sie abschließend irgendetwas feststellt.
Seelsorge: Schweigepflicht heißt auch, dass Pfarrer zuhören sollen. Das geschieht bei Alltagsbegegnungen im Supermarkt, beim Hausbesuch, in der Not. Ich gehe in die Situation und kneife nicht.
Pfarrerleben: Ich bin zur Verkündigung beauftragt. Dazu bin ich freigestellt und empfinde das als Privileg. Zur Sorge um die Gemeinde gehört die Selbstsorge. Ich arbeite nicht wie Zehn, lieber mit Zehn. Ich teile mit anderen die Aufgabe, glaubwürdig heute Gemeinde zu bauen.