Rund 100 000 Menschen werden beim Hamburger Kirchentag erwartet – einige Hundert davon kommen aus dem Kirchenkreis Leverkusen. Das Protestantentreffen vom 1. bis 5. Mai rührt an gewichtige gesellschaftliche Themen wie Klimawandel, Gerechtigkeit und Inklusion. Das biblische Motto lautet „Soviel du brauchst“ und wird in Diskussionen, Vorträgen, Ausstellungen und Gottesdiensten entfaltet. Der Kirchentag ist ein Glaubensfestival und ein kulturelles Großereignis. Ganze Reisegruppen aus Leverkusen und Monheim nehmen teil, und Jugendliche und Erwachsene aus Langenfeld und Burscheid gestalten einzelne Programmpunkte aktiv mit.
Die Langenfelder Soul-Formation „Mark Gierling & Band“ gibt zweimal ein Konzert mit verjazzten Chorälen: „Paul Gerhardt gets the Blues“. Weitere Höhepunkte für die Band sind die Gestaltung eines Feierabendmahls in der Hamburger Handelskammer und eine Veranstaltung mit dem neuen rheinischen Präses Manfred Rekowski sowie Politikern und weiteren Kirchenvertretern.
Rund 50 Burscheider Jugendliche sind mit einem kreativen „Revue-Gottesdienst“ beteiligt. Das nicht unumstrittene Stück versetzt die biblische Jakobsgeschichte pointenreich in die Gegenwart. „Wir haben uns erfolgreich um die Teilnahme beworben“, sagt Theaterpädagogin Anke Theron-Schirmer von der Evangelischen Jugend Burscheid. Ihr war wichtig, alle Jugendlichen aktiv zu beteiligen bei Spielszenen, Tanz, Sprechtheater, Schattenspiel, Moritat, Schwarzlichttheater, Parodie, Doku-Soap, Rap und einer Predigt, die mit rhythmischem Klatschen gestaltet wird. Das Ergebnis ist nah dran am Leben der Jugendlichen und, so hofft Theron-Schirmer, wird auch in Hamburg Aufsehen erregen. Kurz vor der Abfahrt war die Spannung groß, denn „wir freuen uns riesig!“
Mit Begeisterung brechen auch Jugendliche und Erwachsene aus Langenfeld, Monheim und Leverkusen in die Hansestadt auf. Jugendliche übernachten zumeist in leeren Klassenzimmern. Viele Erwachsene kommen bei gastfreundlichen Hamburgern unter. Pfarrer Till-Karsten Hesse (Monheim) hat die Gitarre dabei, damit schon auf der Busfahrt gesungen werden kann. Er ist wie sein Leverkusener Kollege Helmut Schmidt Beauftragter des Kirchenkreises Leverkusen für den Kirchentag und empfindet eine Teilnahme als große Bereicherung für den eigenen Glauben und als Ideenpool für seine Gemeindearbeit. Oft sind es neue Lieder und kreative Gottesdienstformen, die er von Kirchentagen mitbringt und vor Ort umsetzt. Helmut Schmidt schätzt die offene Atmosphäre, die traditionell auf Kirchentagen herrscht: „Die Menschen gehen aufeinander zu und interessieren sich füreinander.“
Der Langenfelder Pfarrer Stefan Heinemann reist mit 14jährigen Konfirmandinnen und Konfirmanden zum Kirchentag. Das Programm bietet ihnen viel Musik und Aktion. Erwachsene schätzen Podiumsdiskussionen, Vorträge und ausgezeichnete Bibelarbeiten, die auch von Prominenten gehalten werden.
Die Leverkusener Pfarrer Detlef Prößdorf und Christoph Engels präsentieren in einem großen Ausstellungsbereich („Markt der Möglichkeiten“) und zusammen mit vielen Partnern die Arbeit der Kulturdrehscheibe, die Bedürftigen Freikarten für Konzerte oder Lesungen anbietet – eine Idee, die auch durch den Kirchentag weitergetragen werden soll.
Protestanten, die zuhause bleiben, werden die umfangreiche Berichterstattung in Zeitungen und im Fernsehen schätzen. In der Langenfelder Martin-Luther-Kirche soll ein wenig Kirchentags-Flair spürbar werden: Der TV-Schlussgottesdienst des Kirchentages wird am 5. Mai um 10 Uhr in die Kirche übertragen.