Mittwoch, 6. Juni 2012

Kirchenkreis Leverkusen / Tansania

Eine 24tägige Delegationsreise –im Rahmen der Partnerschaft zwischen dem Kirchenkreis Leverkusen und dem Kirchenkreis Lukajange in Tansania - geht zu Ende. Die Pastoren, Lehrer und Mitarbeiterinnen aus der Karagwe-Diözese der evangelisch-lutherischen Kirche Tanzanias haben mit ihren Gastgebern mit dem Thema „Alt werden in Deutschland-Alt werden in Tansania“ auseinandergesetzt. Sie haben das evangelische Altenheim in Burscheid (Luchtenberg-Richartz-Haus) besucht und sich im Monheimer Diakoniezentrum der Bergischen Diakonie Aprath über stationäre Pflege informiert. Wie Alte und Junge zusammenleben, sahen sie im Monheimer Mehrgenerationenhaus.

Die Delegationsteilnehmer waren mit Unterstützung des Evangelischen Entwicklungsdienstes nach Deutschland gereist. Sie wurden untergebracht in Gastfamilien in evangelischen Gemeinden in Leverkusen, Leichlingen und Langenfeld. Der menschliche Kontakt spielt bei den Besuchen, die im Abstand von zwei Jahren hin- und hergehen, immer eine große Rolle. „Delegationsreisen sind ein wichtiger Teil der Partnerschaft“, sagt Pfarrer Hans-Michael Bach (Bergisch Neukirchen), stellvertretender Superintendent und neben Pfarrerin Anne Becker (Monheim) Vorstand des Freundeskreises, der die Partnerschaft pflegt. „Wir schauen über eigene Grenzen hinweg und erweitern den Horizont. Wir nehmen andere Lebenssituationen wahr.“ So besuchten die Tanzanianer Gemeindegruppen, Gottesdienste und Konfirmandengruppen im Kirchenkreis Leverkusen.

Viel Raum hatte die Auseinandersetzung mit kirchlich-gesellschaftlichen Fragen. Die deutsche Gesellschaft wird immer älter – in Tanzania dagegen ist jeder 2. Bürger unter 18 Jahre alt. Alte Menschen haben in Tanzania oft keine ausreichende Altersversorgung. In der Region unseres Partnerkirchenkreises sind die meisten Menschen selbständige Kleinbauern, die niemals sozialabgabenpflichtige Arbeitsplätze hatten. Ein weiteres Problem: Da etliche der mittleren Generation an AIDS gestorben sind, haben viele Alte keine jungen Unterstützer, sondern häufig noch Verantwortung für die AIDS-Waisen in der Enkelgeneration. Ein Trend zeichnet sich ab: Tanzanische Frauen haben weniger Kinder, aber von einem demographischen Wandel wie in Deutschland kann man noch lange nicht sprechen. Für Projekte, die Kindern in Tanzania zugute kommen, finden sich in Deutschland Spender. Pfarrer Hans-Michael Bach fragt aber auch, wann Projekte zugunsten alter Menschen in Tanzania dieselbe Aufmerksamkeit erfahren.
Auch das Thema Armut im Alter stand auf dem Besuchsprogramm. Bei der Leverkusener Tafel lernten die Gäste einen wichtigen Baustein der Versorgung armer Menschen mit Lebensmitteln kennen. In Tanzania droht alten Menschen oft Armut und Not.

Das umfangreiche Besuchsprogramm führte auch zur Deutschen Welle nach Bonn, die auch in Tanzania sendet. Am Rande gab es immer wieder berührende Begegnungen wie eine Gesprächsrunde von 74 bis 101jährigen über das Leben im Alter. Die Augen einer 92jährigen Frau leuchteten beim Gesang der Afrikaner. An einem Nachmittag gab es ein Treffen mit den Pfarrerinnen und Pfarrern des Kirchenkreises. Bei der Bibelarbeit saßen die Theologen in kleinen Gruppen zusammen. Selbst langjährig tätigen Pfarrern erschloss sich der Text, eine bekannte biblische Geschichte, neu durch die neue Perspektive, auf die die tanzanianischen Freunde sie brachten.

Es gab kaum kulturell bedingte Probleme, wie etwa beim Essen. Allein sprachliche Feinheiten galt es zu klären, etwa den Unterschied von „Pastor“ und „Pasta“ In den Gastfamilien ist viel gelacht worden. Zum Verständnis trug bei, dass die Studentin Anne Schmidt aus Leverkusen Steinbüchel, die während eines sozialen Jahres in Tanzania auch Kisuaheli gelernt hat, das Projekt begleitete.