Montag, 14. April 2014

Jubiläumskonfirmation in Reusrath

Foto: Evangelische Kirchengemeinde
Mangelware Kartoffeln – die Jubilare, die vor 65 Jahren in der evangelischen Kirche in Reusrath konfirmiert wurden, erinnerten sich bei einem Treffen an die Nöte dieser Zeit.

Im Jahr 1949 waren sie 14 und hatten eine Kindheit im Krieg und in der Notzeit danach erlebt:            Viele Väter waren als Soldaten gefallen. Ein Säckchen Kartoffeln war ein wertvolles Konfirmationsgeschenk. Von Güterzügen, die auf der Leichlinger Strecke bei einer Steigung nur langsam fahren konnten, wurde Kohle gestohlen – um nicht frieren zu müssen.

In dieser Zeit hat der Reusrather Pfarrer Arthur Hufschmidt Flüchtlingsfamilien unterstützt, damit die Kinder zur Konfirmation neu eingekleidet werden konnten. „Ich bekam Schuhe, die Pastor Hufschmidt aus einem amerikanischen Care-Paket hatte, aber die waren gar nicht geeignet“, erzählte eine Jubilarin, „Zum Glück gab es einen umfangreichen Tauschhandel, sodass ich die Schuhe gegen andere tauschen konnte.“ In einem Geschäft auf der Hauptstraße wurde Tauschware im Schaufenster angeboten. Der Pfarrer galt als streng, hat aber mit den Jugendlichen auch Fahrradtouren ins Sauerland unternommen und ihnen Unterhaltungsfilme gezeigt – damals eine kulturelle Besonderheit in Reusrath.

Mit einem festlichen Gottesdienst wurde das 50., 60., 65, 70. und bei einer Person sogar 75. Konfirmationsjubiläum gefeiert. Der Chor der Martin-Luther-Kirche sang Stücke von Brahms und Mendelssohn-Bartholdy. Pfarrer Christof Bleckmann segnete die Jubilare.

Beim Mittagessen im Gemeindehaus gab es viele Berichte von früheren Zeiten. Die heute 64- bis 89jährigen waren sich einig, dass in der Rückschau die Zeit raste. Vor 50 Jahren, 1964, wurden die Reusrather Konfirmanden von der Richrather Pastorin Bredt eingesegnet, weil Pfarrer Schmidt zu der Zeit nach einem Verkehrsunfall im Krankenhaus behandelt werden musste. Alle hatten damals viele Bibel- und Liedverse auswendig zu lernen.

Zu dem Fest kamen viele Jubilare, die bis heute in Langenfeld leben, aber einige waren auch vom Niederrhein, dem Münsterland und Hessen angereist.